Diabetes Typ 1 – Einfach erklärt
Das Wort Diabetes mellitus ist aus Altgriechisch und Lateinisch zusammengesetzt. Übersetzt man es, wird auch schon recht bald deutlich, was diese chronische Erkrankung zur Folge hat. Die Übersetzung lautet – mehr oder weniger – ‘honigsüßer Durchfluss’. Denn schon die Griechen hatten eine recht einfache, aber nicht weniger verlässliche Methode, um Diabetes zu diagnostizieren – man schmeckt nämlich im Urin die Glucose respektive den Zucker, der bei Diabetes vermehrt ausgeschieden wird – ergo ist der Zuckerspiegel im Blut nicht in einer gesunden Balance. Deshalb heißt die Krankheit im Volksmund auch Zuckerkrankheit. Eine Diabetes mellitus Typ 1 Erkrankung (im Folgenden nur Typ 1 Diabetes genannt) ist von den 3 Hauptarten dabei die komplexeste. Bei dieser Form der Diabetes ist der Blutzuckerspiegel primär abhängig vom Insulin.
Glucose – die Energie des Alltags
Damit der Zuckerspiegel im Blut reguliert wird, braucht es das Insulin. Insulin selbst ist ein Hormon, welches in der Bauchspeicheldrüse hergestellt wird. Es ist maßgeblich daran beteiligt, dass die Glucose – also der Stoff, der beim Verdauen von Kohlenhydraten entsteht – anschließend in die einzelnen Zellen des Körpers gelangt. Glucose wiederum ist unerlässlich für den Energiehaushalt des menschlichen Organismus. Ohne Glucose keine Energie – was ziemlich bald zum Zusammenbruch des Organismus führt. Die überflüssige Glucose, die bei der Verdauung der Nahrung entsteht, wird in den Muskelzellen und in der Leber gespeichert – ebenfalls durch die Hilfe des Insulin. So kann der Glucose-Spiegel (gleich Zuckerspiegel) im Blut relativ konstant bleiben, selbst, wenn viel Glucose bei der Nahrungsaufnahme entstanden ist respektive wenn über einen längeren Zeitraum keine neue Glucose produziert wurde. Dann nämlich greift der Körper auf die gespeicherten Glucose-Vorräte in den Muskelzellen und in der Leber zurück, ebenfalls mit Hilfe des Insulin.
Insulin – der Regulator der Glucose
Insulin ist also absolut unerlässlich, um den Glucose-Spiegel im Blut konstant zu halten. Ohne Insulin würde dieser sonst nämlich bei der Nahrungsaufnahme stark ansteigen, was eine spontane Überzuckerung zur Folge hätte. Andererseits würde der Glucose-Spiegel auch ziemlich rasch wieder abfallen, sobald über einen mehrstündigen Zeitraum keine neue Glucose ins Blut gelangt. Das Insulin reguliert also den Glucose-Spiegel und bedeutet Feinarbeit im Organismus. Bei Diabetes Typ 1 Betroffenen nun wiederum funktioniert dieser Insulin-Haushalt nicht, denn die beta-Zellen in den Langhansschen Inseln, die ein Teil der Bauchspeicheldrüse sind, produzieren nur vermindert oder sogar gar kein Insulin mehr. Direkte Folge ist – logisch – ein vom eigenen Körper nicht mehr kontrollierbarer Glucose-Spiegel im Blut und damit die ständige Gefahr, dass der Organismus kollabiert, sobald zu viel oder zu wenig kohlenhydrathaltige Nahrung aufgenommen wird.
Leben zwischen den Linien
Die Diabetes Typ 1 Betroffenen schildern ihr Leben metaphorisch oft damit, dass sie ständig zwischen 2 Linien leben müssen – der Ober- beziehungsweise der Untergrenze eines gesunden Glucose-Spiegels. Denn sobald der Glucose-Spiegel unter die Untergrenze absinkt (ca. ab 70 mg/dl), sind sowohl Muskeln als auch das Gehirn unterversorgt. Den Betroffenen wird zuerst schwindelig, der Körper fängt an zu schwitzen, sie fangen an zu zittern, ihr Atem wird unregelmäßig und heftig, ebenso wie die Gedanken. Handelt der Betroffene nicht sofort, indem er etwas Kohlenhydrathaltiges zu sich nimmt oder durch eine Injektion Insulin von außen zuführt, sinkt der Glucose-Spiegel weiter ab und die Symptome werden dementsprechend heftiger. Ab etwa 40 mg/dl muss der Notruf gerufen werden. Ansonsten besteht die ernste Gefahr des Todes. Das Gleiche gilt für die Obergrenze des Glucose-Spiegels. Bis zu 140 mg/dl Glucose im Blut sind noch verträglich. Darüber hinaus führt zu viel Glucose im Blut zu ernsten Komplikationen wie einer chronischen Schädigung des Nervensystems, der feinen Blutkapillaren, dem Verlust der Sehkraft, der Leber- sowie Nierenfunktionen.
Die ständige Vorsicht
Es bleibt den Diabetes Typ 1 Betroffenen also nur, ihren Glucose-Spiegel von außen zu regulieren. Dazu ist es aber auch nötig und absolut unerlässlich, dass sie ihren Glucose-Spiegel ständig messen. Daher auch die Metapher – zwischen den Linien leben. Die Geräte zur Messung des Glucose-Spiegels zeigen eine Ober- und eine Untergrenze und dazwischen eine Kurve, die den tatsächlichen Glucose-Spiegels des Betroffenen anzeigt. Im Idealfall ist dies eine leichte Kurve, die sich immer im gesunden Bereich befindet. Diese ständige Regulierung von außen bedeutet für die Betroffenen natürlich auch, immer wachsam zu sein, was sie wann zu sich nehmen. Zudem müssen sie ständig eine Insulin-Injektion mit sich führen. Meistens wissen sie ganz genau, wann diese fällig werden, aber auch für den Notfall muss eine bereit sein. Dies ist bedeutet selbstverständlich durchaus eine Belastung im alltäglichen Leben der Diabetes Typ 1 Betroffenen. Allerdings gewöhnt man sich mit der Zeit auch daran. Mit ein wenig Vorsicht, kann man mit der Zuckerkrankheit auch ganz normal alt werden. Aber ein Geschenk ist sie sicherlich nicht.